Googles KI-Modus ist jetzt auch in Europa verfügbar. Anders als bisher, generiert die Suche nun eigenständig Antworten, statt auf verlinkte Webseiten zu verweisen. Was Unternehmen jetzt tun müssen, um weiterhin sichtbar zu bleiben.
Google beantwortet künftig Suchanfragen selbst, statt auf die Quellen zu verweisen. Und sorgt dafür, dass Webseiten künftig deutlich weniger Klicks bekommen werden.
Damit stellt sich die zentrale Frage: Wie verändert sich die Sichtbarkeit von Inhalten, wenn Nutzer Antworten erhalten, ohne die Website aufzurufen, die die Information bereitstellt? Und ist das überhaupt legal?
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Inhalt
Google KI-Modus: Antworten statt 10 blaue Links
Der KI-Modus basiert auf Gemini 2.5, einem multimodalen Sprachmodell, das Sprache, Bilder und strukturierte Daten gleichermaßen verarbeiten kann. Die Suche erfolgt nicht mehr nur über Texteingaben, sondern auch über Sprache, Bildinhalte oder Dokumente.
Die Ausgabe erfolgt als zusammenhängender Text, erstellt durch generative KI. Die klassische SERP ist zwar weiterhin der Standard-Modus, aber viele Nutzer werden auf den “KI Modus” wechseln, um sich den Klick sparen und die Antworten direkt auf Google zu bekommen. Die dafür verwendeten Inhalte stammen weiterhin aus Webseiten, jedoch ohne dass automatisch ein Besuch dieser Seiten erfolgt.
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Die zugrundeliegende Technik erlaubt es der KI, komplexe Suchanfragen in Teilfragen zu zerlegen, diese separat zu analysieren und die Ergebnisse in einer kohärenten Antwort zu vereinen. Die Funktion „Deep Search“ geht noch einen Schritt weiter: Sie aggregiert Inhalte aus Hunderten von Quellen, um besonders umfassende Antworten zu generieren. Diese Funktion ist derzeit nur über Google Labs verfügbar, verdeutlicht aber die Richtung, in die sich das System entwickelt.
Erste Nutzerstudie: Wie sich das Suchverhalten im KI-Modus tatsächlich verändert
Eine aktuelle Nutzungsstudie von Kevin Indig und Amanda Johnson liefert erstmals belastbare Daten dazu, wie Menschen mit dem Google AI Mode tatsächlich interagieren. Über 250 dokumentierte Aufgaben, durchgeführt mit 37 Probanden, zeigen ein deutliches Muster: Nutzer bleiben fast ausschließlich im AI Mode und klicken kaum noch weiter.
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Laut Studie erfolgten in 77,6 % der Sitzungen keine externen Klicks. Die meisten Nutzer lasen die generierte Antwort, bildeten sich eine Meinung und beendeten die Suche ohne eine der Quellen der Information aufzurufen. Nur wer eine konkrete Transaktion im Sinn hatte (z. B. einen Kauf), wechselte noch auf eine Website. In drei von vier Fällen blieb der gesamte Suchprozess im geschlossenen System von Google.
Besonders kritisch: Die Studie belegt, dass Markenurteile und Kaufentscheidungen direkt aus den KI-generierten Inhalten abgeleitet wurden, nicht aus der tatsächlichen Interaktion mit einer Website. Sichtbarkeit wird zur Währung, Traffic zum Ausnahmefall.
Auch die Zitationslogik verändert sich: Der AI Mode bevorzugt Seiten, die zum Intentionstyp der Anfrage passen, etwa Vergleichsportale, Herstellerseiten oder Marktplätze. Wer in diese Struktur nicht passt, verliert an Sichtbarkeit, unabhängig von Ranking oder Autorität.
Diese Ergebnisse bestätigen, was sich bereits andeutet: Der AI Mode etabliert eine neue Nutzerlogik: die meisten Nutzer geben sich mit der erstbesten Antwort zufrieden und machen sich nicht mehr die Mühe, die Antwort zu überprüfen. Für SEO bedeutet das eine radikale strategische Neuausrichtung, bei der Sichtbarkeit und inhaltliche Passung wichtiger sind als technische Platzierungen oder klassische Conversionpfade.
Wer haftet für falsche Antworten in KI-Suchmaschinen
Google gibt die Antworten nun selbst und fasst die Inhalte von Webseiten eigenständig zusammen, was an sich auf Basis des deutschen Urheberrechts nicht erlaubt sein dürfte. Das Hamburger Landgericht hat letzte Woche per einstweiliger Verfügung klargestellt, dass KI-Chatbots auch für falsche Aussagen haftbar gemacht werden können.
Damit ist der Weg frei für Klagen gegen KI-Suchmaschinen, wenn dort falsche Antworten gegeben werden. Entsprechende Verfahren wegen flächendeckender Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte werden mit Sicherheit folgen. Ob der neue Modus also überhaupt rechtmäßig ist, wird sich in nächster Zeit herausstellen. Es wäre zu früh, davon auszugehen, dass der KI-Modus die neue Standard-Suchmaschine ist.
Neue Bedingungen für Sichtbarkeit
Sichtbarkeit entsteht in KI-Suchmaschinen nicht mehr allein durch gute Platzierungen in den organischen Suchergebnissen, sondern durch die Fähigkeit, von der KI als verlässliche Quelle erkannt und zitiert zu werden. Google betont zwar, immer wieder dass neben klassischem SEO keine zusätzlichen technischen Maßnahmen notwendig seien, um im KI-Modus berücksichtigt zu werden. Dennoch zeigt sich bereits jetzt, dass bestimmte Inhalte systematisch häufiger integriert werden als andere.
Die KI sucht dabei nach Abschnitten, die eine konkrete Frage möglichst klar beantworten. Themen sollten in modularen Abschnitten behandelt werden, mit präzisen Überschriften und einer klaren Argumentationsführung. Entscheidend ist, wie gut Inhalte semantisch eingebettet und kontextuell nachvollziehbar sind.
Lösungen statt Wissen: Was künftig noch Klicks erzeugt
Im KI-Modus zählt nicht mehr, wer Wissen gut aufbereitet, sondern wer konkrete Lösungen für klar umrissene Anliegen anbietet. Also ein Produkt, eine Registrierung, ein Download. Reine Information wird von den Sprachmodellen einfach aufgesaugt und reicht künftig nicht mehr aus, um Nutzer auf eine Seite zu bringen. Der neue Standard ist: Antworten bleiben in der Google-Oberfläche – nur Handlungen führen noch hinaus.
Klicks entstehen künftig nur noch dort, wo Nutzer etwas abschließen, vergleichen oder individuell konfigurieren möchten. Dazu zählen:
- Buchbare Dienstleistungen mit regionalem Bezug
- Produktseiten mit direkter Kaufoption
- Vergleichsangebote mit Filterfunktion
- Interaktive Tools wie Rechner oder Konfiguratoren
- Inhalte, die aktuelle Verfügbarkeit, Preise oder Konditionen anzeigen
Wer hingegen lediglich Grundlagenwissen, Definitionen oder generische Ratgebertexte anbietet, wird im KI Modus zwar eventuell als Fußnote gezeigt, aber nicht mehr besucht. Diese Inhalte erfüllen die Funktion der KI-Antwort und machen den Klick überflüssig. Da die meisten Branchen von Reichweite mit daran anschließender Konversion leben, ist das ein dramatischer Umbruch.
Für SEO bedeutet das: Der Fokus verschiebt sich vom Auffinden von Wissen hin zur Bereitstellung anwendbarer Lösungen. Sichtbar wird, wer Probleme konkret löst, nicht wer sie erklärt. Eine Optimierung von informativem Content, nur, um als Fußnote in Google aufzutauchen und Suchmaschinen kostenlose Inhalte bereitzustellen, wird sich für viele Unternehmen kaum noch lohnen.
Warnhinweis: “KI-Antworten können Fehler enthalten” ist das neue “Rauchen schadet ihrer Gesundheit”
Ob es wirklich hilfreich ist, eine so zentrale Technologie zu veröffentlichen, die mit dem Zusatz “KI-Antworten können Fehler enthalten” versehen werden muss, darf zumindest angezweifelt werden. Aus den USA, wo der AI Mode schon länger verfügbar ist, kursieren häufig absurde Antworten in der SEO-Szene und auch Beispiele, wie KI-Antworten durch gezielte Falschinformation auf Webseiten manipuliert werden können. Kontrollierbar ist das alles nicht mehr: Prompt Injections sind und bleiben ein Problem aller Sprachmodelle, die auf dem Wissen von externen Quellen aufgebaut werden.
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Zitationen im AI Mode lassen sich aktuell weder über die Search Console noch über Google Analytics verlässlich erfassen. Der sichtbare Effekt beschränkt sich häufig auf eine textliche Erwähnung ohne nachfolgenden Besuch der Website. Diese Form der Zero-Click-Sichtbarkeit stellt klassische SEO-Kennzahlen infrage.
Rechtliche Unsicherheit: Inhalte ohne Gegenleistung
Der KI-Modus greift auf Inhalte Dritter zu, verarbeitet sie automatisiert und generiert daraus Antworten, oft ohne klare Quellenangabe oder Klick auf die Ursprungsseite. Für Seiten, die hochwertigen Content mit erheblichem finanziellen und personellen Aufwand produzieren, entsteht daraus ein wirtschaftliches Problem: Ihre Inhalte werden kommerziell verwertet, ohne dass sie davon profitieren. Die Plattform sichert sich Sichtbarkeit und Werbeerlöse, während die Urheber leer ausgehen.
Ob diese Form der Nutzung rechtlich zulässig ist, ist bislang ungeklärt. Das europäische Urheberrecht sieht jedenfalls keine automatische Lizenzierung durch „Zugänglichkeit“ vor. Google operiert damit derzeit in einer rechtlichen Grauzone. Mit dem EU AI Act kommen 2026 zusätzliche Transparenzpflichten für Trainings- und Nutzungsdaten. Bis dahin bleibt das Risiko hoch, dass wertvolle Inhalte zur stillschweigenden Ressource für KI-Systeme werden, ohne Vergütung und ohne Kontrolle.
Allerdings sind die Kriegskassen von Google und OpenAI prall gefüllt und auch die aktuelle US-Regierung hat unmissverständlich klar gemacht, dass sie eine Regulierung ihres aktuell wichtigsten Wirtschaftszweigs KI nicht dulden wird und gegenüber der EU sogar von “Zensur” gesprochen. Damit ist der Ton gesetzt. Die Auseinandersetzung um die neue Technologie hat nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine politische Bedeutung und dürfte mit harten Bandagen geführt werden. Tech-Milliardär Peter Thiel nennt Technologiekritiker in diesem Zusammenhang sogar “Antichristen” und erhebt die neue Technologie damit zur Religion.
AI Overviews und KI-Modus: Zwei Systeme, eine Logik
Der AI Mode ist nicht mit den bekannten AI Overviews zu verwechseln, auch wenn beide auf derselben technischen Grundlage basieren. Während AI Overviews kurze Zusammenfassungen in regulären Suchergebnissen bieten, bildet der AI Mode eine eigenständige Oberfläche mit deutlich größerer Interaktionstiefe.
Nutzer können hier Rückfragen stellen, verwandte Themenbereiche ansteuern und komplexe Recherchepfade verfolgen.
Für SEO bedeutet das: Inhalte müssen in unterschiedlichen Kontexten funktionieren. Was in einem AI Overview als Einstiegshilfe dient, kann im AI Mode Teil einer umfassenden Antwortstruktur werden. Die Auswahl der Inhalte erfolgt dynamisch und basiert nicht auf klassischen Rankings, sondern auf Eignung und inhaltlicher Passung.
Anforderungen an zeitgemäßen Content
Die Anforderungen an Inhalte steigen künftig deutlich. Google belässt es nicht bei formalen Kriterien, sondern bewertet zunehmend, ob eine Information aus vertrauenswürdiger Quelle stammt, verständlich formuliert ist und neue Perspektiven liefert. Die Orientierung an den E-E-A-T-Kriterien (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) wird damit zur Grundbedingung für Sichtbarkeit.
Texte sollten fachlich belastbar, sprachlich verständlich und argumentativ nachvollziehbar sein. Beliebige KI-generierte Texte erfüllen diese Anforderungen nicht. Erfahrene Autoren, die Inhalte mit Substanz aufbereiten, werden durch die neuen Systeme bevorzugt. Die Sprache sollte klar, strukturiert und frei von vagen Bezügen sein. Pronomen ohne Referenz, schwammige Aussagen und redundante Absätze erschweren der KI die Kontextbildung und senken die Zitationswahrscheinlichkeit.
SEOs sollten bestehende Inhalte in nächster Zeit überprüfen und inhaltlich überarbeiten. Seiten, die nur auf Keywords oder Rankings optimiert wurden, verlieren an Relevanz. Stattdessen ist eine Orientierung an realen Nutzerfragen und konkreten Lösungen erforderlich. Inhalte sollten in regelmäßigen Abständen aktualisiert und hinsichtlich technischer Zugänglichkeit überprüft werden. Dazu gehören eine saubere Indexierung, mobile Optimierung sowie eine durchdachte interne Verlinkung.
Eine Umstellung der Erfolgsmessung ist ebenfalls nötig. Sichtbarkeit muss künftig auch ohne Klicks bewertet werden. Das erfordert ein Verständnis für neue KPIs wie AI-Zitation, kontextuelle Präsenz oder Sichtbarkeitsqualität in Zero-Click-Szenarien, sowie entsprechende Tools, die derzeit erst entstehen.
SEO-Checkliste für Googles AI Mode (DOWNLOAD)
Die folgende Checkliste hilft dir, Inhalte gezielt für den AI Mode zu optimieren. Sie umfasst technische Grundlagen, inhaltliche Struktur, semantische Tiefe und Hinweise zur Messung und Pflege.
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Kontakt
Udo Raaf (Dipl. Kommunikationswirt) betreibt seit 1999 erfolgreich eigene Websites und gibt sein Wissen heute als strategischer Content- und SEO-Berater an Unternehmen, Agenturen und NPOs weiter.